ALLES SCHIEFER!

HEYMANN-LÖWENSTEIN, MOSEL

Alles Schiefer!

Neu bei Wagner: Heymann-Löwenstein von der Mosel gilt als Kult-Weingut. Steinterrassen in extremen Steillagen mit kargen Schieferböden bringen außergewöhnliche, feinsinnige, mineralische Rieslinge von internationalem Ansehen hervor.

„Welch großartige Leistung unserer Ahnen, hier in mühevoller Handarbeit Steine zu brechen, Mauern zu errichten und Terrassen anzulegen. Eine einzigartige Kulturlandschaft. Quasi als Medium sublimieren die Reben hier den steinigen Boden ins Glas und lassen das Urmeer geschmacklich lebendig werden.“

Das ist ein typischer Satz für den Mosel-Winzer Reinhard Löwenstein, um seine Weingärten und deren Terroir zu beschreiben. Löwenstein ist einer der profiliertesten Winzer des Landes, mit reichlich intellektuellem Unterbau nicht nur in Bezug auf Lagen, Terroir und Weinkultur, sondern auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht. Er setzt sich – auch in seinen Büchern – sprachgewaltig für das Ursprüngliche und Natürliche im Weinbau sowie für eine hohe Weinkultur ein.

Schiefer in sieben verschiedenen Ausprägungen

Das Weingut Heymann-Löwenstein in Winningen zählt seit vielen Jahren nicht nur zu den besten an der Mosel, sondern in ganz Deutschland. Die Rieslinge genießen höchstes internationales Ansehen.

Die bekanntesten Lagen des Weinguts – Winninger Röttgen, Winninger Uhlen, Hatzenporter Kirchberg, Hatzenporter Stolzenberg – sind alle vom VdP als „Große Lage“ klassifiziert. Es sind kleinteilige Terrassenweingärten in extremen Steillagen über der Mosel. Die kargen Böden mit Schiefergestein in sieben verschiedenen Ausprägungen (!) kommen in den Rieslingen gut zum Ausdruck, von salzig-steinig bis zu gelb- und rotfruchtiger Saftigkeit.

Pioniere und Vorbilder für die nächste Generation

Die Familie Löwenstein betreibt an der Mosel seit mindestens 1520 Weinbau. In seiner heutigen Form gegründet wurde das 14 ha große Weingut von Reinhard und seiner Frau Cornelia 1980. Die beiden hatten sich von Anfang an geweigert, Weine für den Massenmarkt und -geschmack zu produzieren, gingen ihren eigenen Weg, schwammen dabei oft gegen den Mainstream, die offizielle Doktrin und viele Winzerkollegen.

Heute gelten die beiden als Pioniere und Vorbilder für eine neue Winzergeneration, zu der auch Tochter Sarah gehört, die wohl bald den Betrieb übernehmen wird. Unterstützt wird sie von der ebenfalls jungen Kellermeisterin und Betriebsleiterin Kathrin Starker, die bereits seit einigen Jahren Mitverantwortung für Weine von Heymann-Löwenstein übernimmt.

Erinnerung an die goldenen Jahre

Extreme Steillagen, Schieferböden, alte, dicht gepflanzte Reben, die seit Jahrzehnten keinen Mineraldünger mehr bekommen haben, sondern mit kompostierten Trestern gedüngt werden. Dazu eine behutsame, naturnahe Kellerarbeit mit Spontanvergärung der Moste im großen Holzfass, längeren Maischestandzeiten und langer Reife auf der Hefe: All das gleicht einer Vinifikation, die an die goldenen Jahre des Moselweins Ende des 19. Jahrhunderts erinnert und außergewöhnliche Rieslinge hervorbringt: mineralisch, schlank, trocken, frisch, präzise, unheimlich finessenreich, aromatisch vielschichtig, tiefgründig, elegant. Und: mit enormem Alterungspotenzial ausgestattet.

Terroir, Terroir, Terroir

Für Reinhard Löwenstein greift der Satz „Terroirwein ist ein Wein mit Bodengeschmack“ zu kurz. In Zeiten von Genmanipulation und Food Design sei Terroirwein ein Gegenpol zum Industriewein. Terroirwein, so Löwenstein, habe auch eine kulturelle Dimension. Klima, Boden, Rebe, die Visionen des Winzers: Im schöpferischen Zusammenspiel all dieser Komponenten würden Weine reifen, die sich durch Individualität, Echtheit und Komplexität auszeichnen. „Terroirweine sind Emanzipation, sind Verwirklichung individueller Träume in der Interpretation eines Weinbergs.“