18 Minuten Magie

Domaine Mosse

18 Minuten Magie

Die Domaine Mosse zählt zu den interessanten Naturweinproduzenten an der Loire. Aus regionaltypischen Rebsorten wie Chenin Blanc oder Grolleau erzeugen sie auf Schieferböden unkonventionelle Weine abseits des Mainstreams. Unser Tipp zum Einstieg: "Magic of Ju-Ju".

Magic of Ju-Ju: Wenn Sie ein Jazz-Fan sind, wird Ihnen der Name dieses außergewöhnlichen Weines vielleicht bekannt vorkommen. So heißen nämlich auch ein Album des Jazzmusikers Archie Shepp aus dem Jahr 1968 und der erste Titel darauf. Die Platte vereint Free-Jazz-Saxophon und African Beats.

Die Produzenten des Magic of Ju-Ju, die Familie Mosse aus Saint-Lambert-du-Lattay an der Loire, sind offenbar große Fans von Archie Shepp, wenn sie einen ihrer Weine nach dessen Musik benennen. Der Magic wird aus den regionaltypischen weißen Rebsorten Chenin Blanc und Sauvignon Blanc gemacht. Die Titel-Nummer auf Archie Shepps Platte dauert 18 Minuten: Zeit genug für ein Glas Magic of Ju-Ju!

Von der Weinbar zum Winzer

Agnès und René Mosse hatten viele Jahre eine Weinbar in Tours geführt, dort wichtige Kontakte mit Bio-Winzern geknüpft und sich wertvolle Anregungen für ihren neuen beruflichen Lebensabschnitt geholt.

1996 produzierte René seinen ersten eigenen Wein auf einem befreundeten Weingut an der Loire. Später absolvierte er Praktika in Burgund. 1999 stand eine Domaine in der Region Anjou zum Verkauf, und so kam das Ehepaar Mosse in das Dorf Saint-Lambert-du-Lattay.

Der Umstand, dass weder die Vorfahren von Agnès noch jene von René Winzer waren, hatte auch Vorteile: So konnten die beiden von Anfang an ohne die Belastung der Tradition an ihre Arbeit herangehen und das Weingut nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten.

Seit 2018 leiten Sylvestre und Joseph Mosse – die Söhne von René und Agnès – die Domaine. Sie haben den Weinen ihrer Eltern ein paar eigene hinzugefügt, experimentieren auch mit verschiedenen Weinbereitungsmethoden, bleiben dabei aber immer dem von ihren Eltern eingeschlagenen ökologischen Weg treu.

Längst hat sich die Domaine Mosse in der sehr dynamischen französischen Naturwein-Szene einen Namen gemacht und verkauft heute ihre Weine auch an Top-Restaurants in Paris: Das ist für französische Winzer nach wie vor so etwas wie ein Ritterschlag.

Der Teufelskreis der Chemie

Die Familie Mosse bewirtschaftet 15,6 ha Weingärten mit regionaltypischen Sorten wie Chenin Blanc, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Grolleau Gris und Gamay.

Die biodynamische Bewirtschaftung, der karge Böden (Schiefer, Ton, Quarz, Sand), bis zu 60 Jahre alte Weinstöcke, handwerkliche, zurückhaltende Kellerarbeit, Spontanvergärung in großen Holzfässern, langes Hefelager, Ausbau in gebrauchten Holzfässern, minimale Schwefelung, Verzicht auf Filtrierung: All das bringt authentische, schlanke, mineralische, seidige, sehr prägnante, naturbelassene Weine hervor.

"Wir haben uns seinerzeit auch deshalb für die Biodynamik entschieden, weil Chemie im Weingarten die bodentypischen Eigenheiten überlagert. In diesem Teufelskreis verschwindet das Terroir immer mehr und der spezifische Charakter der Weine geht verloren. Das ist – zusammen mit den überall angewandten Standardtechnologien im Keller – der Grund, warum sich viele Weine immer ähnlicher werden und zunehmend gleich schmecken", so René Mosse.

Einen sehr eigenständigen Charakter kann man den Mosse-Weinen nicht absprechen. Da die Domaine mit ihren nicht konformistischen Naturweinen ihre liebe Mühe mit den Verkostungskommissionen hat, füllt sie ihre Weine einfach und pragmatisch als "Vin de France" ab und verzichtet auf die Angabe der Appellation.

Weine der Domaine Mosse bei Wagner

Magic of Ju-Ju 2021

60 % Chenin Blanc, 40 % Sauvignon Blanc, durchschnittlich 25 Jahre alte Reben auf Schieferboden. Der Chenin reift 6 Monate in großen Holzfässern auf der Feinhefe, der Sauvignon in Edelstahltanks. Tropische Noten (Guaven, Litschi ...), Honigmelone, knackige gelbe Äpfel, Kräuternoten, sehr delikat, leicht salzig, engmaschig, guter Trinkfluss.

Chenin Blanc 2020

30 Jahre alte Chenin-Reben auf Ton, Kies, Schiefer; Gärung teils in Edelstahltanks, in Betonbottichen und großen Holzfässern, 6 Monate auf der Feinhefe gereift. Ausdrucksstarke Nase mit Zitrus- und Ananasnoten, reif, kräftig, gleichzeitig frisch, dezentes Holz, spannungsgeladenes.

Les Bonnes Blanches 2021

Chenin Blanc aus der 2 ha großen Einzellage Les Bonnes Blanches, 40 Jahre alte Reben auf Schieferböden, die überlagert sind mit Schlick und kleinen, runden, weißen Kieselsteinen: "Les Bonnes Blanches". Spontanvergärung und 10-monatige Reife auf der Feinhefe in Holzbottichen, unfiltriert abgefüllt. Komplexer Feinschmeckerwein, langlebig, reichhaltig, komplex, mineralische Spannung, schöne Gewürznoten, Marillen, gelbe Birnen, weiße Blüten, angenehm frische Säure.

Bisou 2021

Rote Cuvée aus Grolleau Noir, Grolleau Gris, Gamay, Cabernet Franc und etwas Chenin Blanc; 30 Jahre alte Reben auf Ton, Kies, Schiefer; die Rebsorten werden separat vinifiziert, rund 8 Monate in großen Holzfässern gereift und erst 6 Wochen vor der Abfüllung verschnitten. Ausdrucksstarke Nase nach Brombeeren, Himbeeren, Kardamom und frischen Feigen, leichter (11,5 % Alk.), fruchtiger Wein, spritziger Abgang.

PS: Das französische "Bisou" bedeutet "Küsschen".

Moussamoussettes

Aus Grolleau Gris, Gamay und Cabernet traditionell produzierter Schaumwein der Kategorie "Pet nat" (pétillant = prickelnd, naturel = natürlich). Für diesen Wein wird der Restzucker enthaltende, gärende Most in Flaschen gefüllt und mit Kronenkorken verschlossen. So bindet sich die natürliche Kohlensäure im Wein – die einfachste und natürlichste Art der Schaumweinherstellung. Der Moussamoussettes bleibt ohne Dosage, ist daher sehr trocken, dazu feinfruchtig und mineralisch.

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