Unterschätzt und übersehen
Die Bordeaux-Weine von Le Puy spielen in einer eigenen Liga: authentisch, finessenreich, elegant, biodynamisch. Sie haben so gut wie nichts mit den polierten und geschliffenen Weinen vieler bekannter und prestigereicher Erzeuger gemeinsam.
Einzigartig: der "Retour des Îles" reift während einer achtmonatigen Atlantiküberquerung!
"If you want proof that there are overlooked terroirs in Bordeaux, here it is." – Das schrieb der englische "Decanter" über Le Puy. Die renommierte britische Fachzeitschrift nannte Le Puy eines der am häufigsten unterschätzten bzw. übersehenen Weingüter in Bordeaux.
Obwohl die Weine in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich sind, ist Le Puy tatsächlich kein Weingut mit großem Bekanntheitswert. Es liegt in der wenig glamourösen Sub-Region Francs Côtes de Bordeaux ganz im Osten des Bordelais: einem nur 525 ha kleinen Gebiet mit gerade einmal 41 Weingütern und 3 Kooperativen, verteilt auf 3 Gemeinden: Francs, Tayac und Saint Cibard, wo Le Puy zu Hause ist.
Merlot gegen jedes Vorurteil
Das Weingut ist in keiner der berühmten Bordeaux-Klassifikationen erfasst. Bereits mehrmals wurde Le Puy der AOC-Status verwehrt, weil die Verkostungskommission die biodynamisch bereiteten Weine als atypisch für die Region einstufte. Darauf aber sind die Besitzer Jean-Pierre und Sohn Pascal Amoreau geradezu stolz und kämpfen – bisher ohne Erfolg – um eine eigene Appellation für einen bestimmten Teil der Weingärten.
Die natürlichen, eleganten, frischen und finessenreichen, leicht salinen Le Puy-Weine haben so gut wie nichts mit den geschliffenen, polierten, häufig übermäßig extrahierten Produkten vieler großer Châteaux gemeinsam, von denen nicht wenige inzwischen in der Hand von großen Investoren aus Industrie, Pharma, Mode bzw. aus China sind.
Zu etwa 85 % aus Merlot produziert, widerlegen die Weine von Vater und Sohn Amoreau das Vorurteil, wonach diese Rebsorte außerhalb von Pomerol und St.-Emilion nicht viel tauge.
Von Anfang an kein Tropfen Agrarchemie
Seit mehr als 400 Jahren ist Le Puy im Besitz der Familie Amoreau, die als strenge Verfechterin der Biodynamik mit Fug und Recht behaupten kann, seit 1610 Weine zu produzieren, ohne je einen Tropfen Pestizid oder Herbizid verspritzt zu haben.
Die rund 50 ha des Weinguts mit sehr kalkhaltigen Böden sind mit durchschnittlich 50 Jahre alten Reben bepflanzt. Pascal Amoreau – Winzer in 15. Familiengeneration – produziert die Weine biodynamisch (ECOCERT), pflanzt pro ha Weingarten 1 ha Hecken oder Wildblumen, bearbeitet die Weinberge mit insgesamt 5 Pferden, vergärt die Trauben spontan mit Naturhefen in offenen Holzbottichen, lässt die Weine mindestens 24 Monate in bis zu 40 Jahre alten großen Holzfässern reifen, und füllt sie mit minimaler bzw. meist komplett ohne Schwefel ab.
Die Weine sind sehr authentisch, eigenständig und charakterstark. Zurecht steht auf den Etiketten von Le Puy: Expression Originale du Terroir.
Weine von Le Puy bei Wagner
Marie-Cécile
Weißwein aus 100 % Semillon, vergoren und gereift in großen gebrauchten Holzfässern, schwefelfrei abgefüllt, der Archetyp eines natürlichen Weißweins. Sehr fruchtige Nase, Aromen von Birne und exotischen Blumen, vollmundig, geschmeidig, feste Textur, langer, zart mineralischer Abgang.
Rose-Marie
Ein außergewöhnlicher Rosé aus Merlot, produziert nach der für die Region Bordeaux typischen Saignée-Methode: Die Maische bleibt kurze Zeit im Holzbottich, dann werden ohne Pressung 10 bis 20 % des bereits rötlichen Mostes abgezogen, in gebrauchten Holzfässern weiter vergoren. Dann wird der Wein 6 bis 8 Monate lang gereift und ohne Schwefel abgefüllt.
Rose-Marie ist daher kein locker-leichter Rosé im Provence-Stil, sondern kräftig gebaut, relativ hoch im Alkohol und relativ dunkel in der Farbe. Aromen von roten Beeren und hellen Blüten, geschmeidig, sehr feine Tannine.
Emilien
Der (rote) Einstiegswein von Le Puy: ein guter Spiegel des Terroirs, zeigt viel Charakter und Persönlichkeit, weder überladen noch üppig, sondern geradlinig und elegant, sehr gutes Preis-Qualitätsverhältnis! 85 % Merlot mit Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Malbec und Carménère. 24 Monate in großen, gebrauchten Holzfässern ausgebaut, ungefiltert abgefüllt.
Reife Fruchtnoten nach roten und schwarzen Ribiseln; geröstete Mandeln, zarte Holzaromen. Rund und voll, samtige Tannine, im Abgang sehr komplex. Emilien schmeckt bereits in jungen Jahren sehr gut, kann aber dank der samtigen Tannine viele Jahre reifen, wobei die Feinheiten des Terroirs immer besser zum Ausdruck kommen.
Barthélemy
Ein hervorragender Cru aus dem alten Weingarten "Les Rocs", 85 % Merlot, 15 % Cabernet Sauvignon. In großen Eichenfässern unter Berücksichtigung der Mondphasen 24 Monate lang ohne Zusatz von Schwefel ausgebaut und ohne Filtration abgefüllt.
Tief violett, sehr vollmundig, komplex, vielschichtig, tiefgründig, seidig.
Retour des Îles
Eine Geschmacksexplosion! Ein Wein mit einer verrückten Geschichte, eine Hommage an die großen Zeiten der Segelschifffahrt, als Weinfässer oft wochen- und monatelang auf See unterwegs waren, etwa in die englischen und französischen Überseekolonien.
Für den "Retour des Îles" (wörtl. "zurück von den Inseln") wählt die Familie Amoreau jedes Jahr einige Fässer der Cuvée Barthélemy (s. o.) mit besonderem Reifepotenzial aus. Sie werden auf eine Brigantine – ein Zwei-Mast-Segler – verladen, überqueren den Atlantik bis in die Karibik und kehren gemeinsam mit Kakao und Gewürzen zurück. Aufder achtmonatigen Hin- und Rückfahrt ist der Wein dem Wellengang, Salz, Jod sowie Luftdruck- und Temperaturschwankungen ausgesetzt. Dabei entwickelt er einzigartige Aromen und Geschmacksnuancen, die ihm neue und unvergleichliche Dimensionen verleihen.
Dunkles Granatrot, kräftige Aromen von hochreifen roten Beeren; ausgewogen, rund und vollmundig, intensive Frucht, geschmeidige Tannine, unglaublich ausdrucksstark, enormes Alterungspotenzial. Von diesem außergewöhnlichen Wein werden jährlich nur etwa 1.200 Flaschen produziert!
