DIAMANTEN IM VENETO

CORTE SANT’ALDA

Diamanten im Veneto

Es gab Zeiten, da hatten Soave, Valpolicella und Amarone hierzulande nicht den besten Ruf: Zu viele schlechte und billige Exemplare dieser Veneto-Klassiker hatten ihn gründlich verdorben. Doch wer suchet, der findet – unter vielen Glasperlen auch einige Diamanten!

Die vielleicht funkelndsten kommen von Corte Sant’Alda in den malerischen Hügeln einige Kilometer nördlich von Verona: Hier produziert die beeindruckende Winzerin Marinella Camerani einige der interessantesten und anspruchsvollsten Weine der Region, die sämtliche Vorurteile Lügen strafen.

Weinbau im Selbststudium

Marinella war Quereinsteigerin, als sie 1986 den Entschluss fasste, Winzerin zu werden und das Ferienhaus ihrer Familie zum Weingut umzufunktionieren. Unbelastet von Wissen und Erfahrung ging sie mit der Unerschrockenheit und Unbefangenheit einer Anfängerin daran, aus den Trauben, die vor der Haustür wuchsen, Wein zu machen.

Die nach höchster Qualität strebende Autodidaktin studierte Lagen, Böden und Mikroklimata systematisch und wissenschaftlich. Sie wollte Stärken und Schwächen ihrer Weingärten kennenlernen, ließ zu diesem Zweck Bodenprofile erstellen, genaue Terroir- und Lagenkarten anfertigen, fragte erfahrene Winzer und Freunde, suchte Rat bei Agronomen und Önologen.

Umstellung auf biodynamisch

Von glühendem Pioniergeist beseelt, renovierte die Neo-Winzerin bestehende Weingärten, erwarb neue, stellte das alte, auf Masse abzielende Pergola-Reberziehungssystem schrittweise auf das qualitätsorientierte Guyot-Drahtrahmensystem um, passte die Pflanzdichte den jeweiligen topographischen Gegebenheiten der Lage sowie den Rebsorten an. Mitte der 1990er-Jahre stellte sie auf biodynamischen Weinbau um.

Heute zählt Marinella Camerani zu jener Handvoll von Spitzenwinzern im Gebiet Valpolicella, die biodynamisch arbeiten und hervorragende Qualität produzieren. Corte Sant’Alda war das erste Demeter-zertifizierte Bio-Weingut in der Valpolicella-Region.

Die resolute Winzerin bewirtschaftet rund 25 Hektar Weingärten auf kargen Böden in Hanglagen. Die Parzellen sind mit den traditionellen Rebsorten der Region bepflanzt: für die Rotweine Valpolicella, Valpolicella Ripasso, Recioto und Amarone sind dies Corvina, Corvina Grossa, Rondinella, Corvinone, Molinara.

Weine mit Gefühl

Marinella bezeichnet den Stil ihrer Weine als „traditionell“. Das heißt: anspruchsvoll, nicht gefällig oder international gestylt, sondern fein, elegant, schlank, finessenreich und trotz des gelegentlich hohen Alkoholgehalts, etwa beim Amarone, nicht breit, plump oder süßlich-marmeladig.

Corte Sant’Alda-Weine sind immer trocken, reintönig, komplex, mit reifer Frucht und ausreichender Säure, sodass sie stets gut ausbalanciert und gut trinkbar sind. Und, so Marinella, „es sind lebendige Weine, die Gefühle vermitteln und Gefühle wecken!“

Wie kam sie zu diesem für die Weine der Region doch untypischen Stil? „Ich mag Pinot Noir aus dem Burgund sehr gerne. Ich mag Weine, die man gut zum Essen trinken kann.“ Und: „Ich mag keine süßen Weine.“

Von diesem Grundgedanken ausgehend, produziert Marinella Weine, die der Region und ihren Rebsorten höchste Ehre erweisen und zeigen, was hier möglich ist, wenn man mit Respekt für die Natur und mit kompromisslosem Willen zu kleinen Mengen und hoher Qualität ans Weinmachen herangeht.