Klassiker aus dem Karst

Sandi Škerk gehört zu den Winzern, die das hohe Ansehen der Karst-Region prägen. Seine gebietstypischen Weine, etwa der weiße Malvasia und der rote Terrano, zählen zu den besten aus den kleinen Weingärten hoch über der Bucht von Triest.

"Bevor ich in den Karst hinaufgegangen bin, langweilte ich mich sehr in der Stadt", schrieb der Triestiner Schriftsteller Scipio Slataper (1888-1915) in seinem autobiographischen Buch "Mein Karst".

Der Karst – die raue, von Kalkfelsen geprägte Hochebene im Hinterland von Triest – bietet ein einzigartiges, italienisch, slowenisch und altösterreichisch geprägtes Kulturerbe und viele kulinarische Genüsse. Zu diesen gehören auch drei seltene Weine aus alteingesessenen Rebsorten: Vitovska, Malvasia, Terrano.

Einer jener Winzer, die zum hohen Ansehen der Karstweine wesentlich beitragen, ist Sandi Škerk aus dem kleinen Dorf Prepotto. Er zeigt, dass ein großer Unterschied besteht zwischen den Orange Wines von mittelmäßig begabten Produzenten und den Naturweinen eines großen Winzers: Die Naturweine von Škerk bieten eine beeindruckende Klarheit, feine Balance und groß Tiefe, sie verkörpern gleichzeitig Tradition und Eleganz.

Wie der Mann, so der Wein

Für Sandi Škerk (sprich "Schkerk") gilt: Wie der Mann, so der Wein. Er ist ein ruhiger, intellektueller, nachdenklicher, zurückhaltender Mensch. Dem entsprechend sind seine Weine die vermutlich feinsten und subtilsten im Karst.

Mit stiller Emotion und bedächtiger Akribie bewirtschaftet er in der Hochebene des Karsts 8 ha zum Meer hin ausgerichtete Weingärten. Deren ziegelrote Böden sind von lehmiger, kalk- und eisenhältiger Erde geprägt, was die Mineralität der Weine begünstigt.

Škerk setzt auf das qualitätsorientierte Guyot-Reberziehungssystem mit bis zu 8.000 Pflanzen (!) pro ha und auf eine niedrige Stockerziehung – "so geht die Kraft des Weinstocks in die Frucht, nicht ins Holz" – und erntet nur 1/2 kg Trauben pro Rebstock!

Der kleine, blitzsaubere, aus dem Karstfelsen mit Diamantseilen geschnittene Keller – 2021/2022 umgebaut und erweitert – wirkt wie eine natürliche Klimaanlage.

Die Weine? Mehrere Monate Maischezeit, Vergärung mit Naturhefen in offenen Holzbottichen, langer Hefekontakt, nicht filtriert oder geklärt, mindestens ein bis zwei Jahre Lagerung, bevor sie in den Handel kommen. Naturbelassen, aber nicht rau. Authentisch und gleichzeitig elegant. Aufgrund ihrer typischen "salzigen" Mineralik sind sie gute Speisenbegleiter.

Zeit & Luft

Die Produktionsweise und die lange Reifezeit geben den Škerk-Weinen Tiefe, Komplexität und ungeahnte Aromen, die sich erst langsam im Glas entwickeln: Sie brauchen Zeit und Luft, um voll zur Geltung zu kommen und sich zu öffnen.

Um das Genuss-Potenzial der Škerk-Weine voll auszuschöpfen, sollte man die Flasche einige Stunden vorher öffnen, eventuell sogar dekantieren, und den Wein leicht temperiert (ca. 14°C trinken) – aus Rotweingläsern!

Weine von Sandi Škerk bei Wagner

Vitovska

ist eine typische Karst-Sorte, die eng an die Region sowie lokale Weinbautraditionen gebunden und in anderen Mittelmeerregionen fast unbekannt ist. Resistent gegen die kalte Bora und Trockenheit, bringt die Rebe einen eleganten, trockenen Wein mit gemäßigtem Alkoholgehalt hervor, strohgelb, nach den Feldblumen des Karsts und Heu duftend, mit typischem, zartem Mandelaroma.

Malvasia

ist eine Rebe antiken griechischen Ursprungs, die schon seit Jahrhunderten im Karst kultiviert wird. Der körperreiche Wein hat eine strohgelbe, grünschimmernde Farbe und duftet aromatisch-fruchtig. Mit seinem trockenen und frischen Geschmack passt er hervorragend zu Fisch und hellem Fleisch.

Terrano

Wie jeder Karst-Winzer produziert auch Sandi Škerk den roten Terrano bzw. Teran, wie der Wein auf Slowenisch, der Muttersprache der meisten Weinbauern dieser Region, heißt. Von Natur aus ist Terrano zwar ein ziemlich "wilder Hund", doch in den Händen von Škerk wird aus ihm ein zahmes, freundliches, dennoch ausdrucksstarkes Wesen: feiner, an Walderdbeeren erinnernder Duft, klar, intensiv, tieffruchtig, mit Aromen nach Heidelbeeren, schwarzen Ribiseln und Brombeeren. Typisch sind auch eine leicht "salzige" Note, die an das nahe Meer erinnert.

Ograde

Der Ograde von Sandi Škerk ist ein – selbst an den Maßstäben des Karsts gemessen – außergewöhnlicher Wein: eine kupferfarbene Cuvée aus Vitovska, Malvasia, Sauvignon und Pinot Grigio, gelbfruchtig und sehr komplex. Samt den Schalen in offenen Holzbottichen spontanvergoren, lange Maischestandzeit, und so wie alle Weine von Škerk ungeklärt, unfiltriert, naturbelassen: Karst pur!

Der Ograde ist ein Wein für Freaks, Karst-Kenner und Liebhaber ausgefallener Weißweine, absolut nicht zu vergleichen mit konventionellen Weinen, sehr eigenständig im Geschmack. Er ist definitiv kein Wein fürs schnelle Vergnügen, sondern braucht Zeit, um sich im Glas zu entwickeln und verlangt ein wenig Aufmerksamkeit beim Trinken.