Roero – die wilde Ecke des Piemont

Valfaccenda

Roero – die wilde Ecke des Piemont

Das kleine Bio-Weingut Valfaccenda aus der Region Roero und seine ausdrucksstarken Weiß- und Rotweine aus den Rebsorten Arneis und Nebbiolo. Tipp für Barolo- und Barbaresco-Liebhaber: Versuchen Sie den Valmaggiore! 

„Solo Roero“ steht auf seinem T-Shirt: Luca Faccenda legt ein klares Bekenntnis zu sei­ner Heimatregion Roero ab. Sie wirkt im Vergleich zu den bürgerlichen, aufgeräumten, gepflegten Regionen Barolo und Barbaresco wie die wildere, naturbelassene Ecke des Piemont, wohin sich nur selten Weintouristen verirren. 

Genau in dieser Ecke, im kleinen Dorf Madonna di Lo­reto unweit von Alba, betreibt Luca Faccenda seit 2010 mit seiner Frau Carolina Roggero das 3,5 ha kleine Bio-Weingut Valfaccenda.

Aus der regionstypischen weißen Rebsorte Arneis und dem roten Nebbiolo produ­zieren die beiden klare, frische Weine mit Charakter, Ecken und Kanten. Sie lassen etwas längere Maischestandzeiten zu, ohne ins Extrem zu verfallen. 

Landwirtschaft plus Transformation

„Weinmachen ist Landwirtschaft plus Trans­formation der Traube in die Flasche“, sagt Luca, dessen Familie seit 1749 im Dorf an­sässig ist. Das kleine Weingut, ein schönes, altes Landhaus, wird gerade zu einem B & B umgebaut. Alles hier ist liebenswert improvisiert. Luca und Carolina wirken zwar wie Aussteiger, sind aber hart arbeitende Vollprofis mit einem 12-Stunden-Arbeitstag. 

Die beiden verfolgen einen bäuerlich-handwerk­lichen Ansatz, messen nicht viel, analysieren nicht lange: „Die Trauben, den Most, den Wein kosten – und entscheiden!“, so Luca. Wichtig: Terroir, Rebsorte und Jahrgang sollen schmeckbar sein. 

Arneis und Nebbiolo

Die kargen, sandigen, mit Kalk und Ton versetzten Böden von Valfaccenda sind ideal für die regionale weiße Sorte Arneis. Der daraus produzierte Loreto aus der gleichnamigen Einzellage ist ein frischer, sehr aromatischer Wein, komplex, elegant, mineralisch – und ein guter Speisenbegleiter. 

Der Nebbiolo steht dort, wo der Boden toniger ist, weiter oben auf den Hügeln. Aus dieser essenziellen Piemont-Rebsorte werden der Valfaccenda Rosso und der komplexe Valmaggiore produziert, eine 14 Monate im 500-Liter-Akazienholzfass gereifte Riserva aus der gleichnamigen Lage. Der Sandboden verleiht dem Nebbiolo aus Roero einen leichteren Charakter als ihn die Nebbiolo-Weine aus Barolo und Barbaresco zeigen. 

Die beiden Rotweine von Valfaccenda können sich qualitativ durchaus mit Topweinen aus Barolo und Barbaresco messen. Sie bieten zudem ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis, sind lange lagerfähig, aber auch bereits in ihrer Jugend schön zu trinken. Und: Sie sind dicht strukturiert, gleichzeitig elegant, mit runden Tanninen.

Nebbiolo-Liebhaber sollten unbedingt eine Flasche Valmaggiore von Valfaccenda probieren: Aha-Erlebnisse sind wahrscheinlich! 

Sicherheit oder Ausdruckskraft?

Luca und Carolina arbeiten zertifiziert bio­logisch, schreiben es aber nicht aufs Label. Wein, so wie sie ihn verstehen, heißt: nichts dazugeben, nichts wegnehmen. Spontan­vergärung? Ja! „Hefe ist anarchisch. Ich muss mich entscheiden: Will ich mehr Kon­trolle und Sicherheit, oder will ich mehr Ausdruckskraft im Wein?“, fragt Luca. Die Weine von Valfaccenda zeigen: Er hat sich entschieden.