Vom Newcomer zum Meister

Winzer des Monats Oktober - Philipp Grassl

Vom Newcomer zum Meister

Vor 20 Jahren galt Philipp Grassl aus Göttlesbrunn als „Newcomer“. Längst ist er zum Meister gereift, sein Weingut in der Top-Riege der österreichischen Winzer fest etabliert. Herausragend: die Weine aus den Einzellagen Bärnreiser, Rothenberg und Schüttenberg. 

Philipp Grassl ist auch unser Winzer des Monats: Den ganzen Oktober hindurch gibt's auf alle seine Weine 20 % Rabatt! 

"Er ist wie Lucky Luke, reitet unbekümmert im Austrian Wine Saloon ein, zieht seinen Bärnreiser schneller als sein Schatten, und ringt damit sogar manch altem Weisen wie unserem Sommelier Fritz Karl Anerkennung ab: A Waunsinn, wos der Bua do mocht!"

Das schrieben wir in Wagner's Wineguide 2000/2001 über einen jungen Winzer aus Göttlesbrunn, nachdem wir dessen Weine erstmals in unser Sortiment aufgenommen hatten.

Der "Bua" war damals 22 Jahre alt und ein Newcomer in der aufstrebenden Rotweinszene Österreichs. Heute ist Philipp Grassl 43, gehört zu den besten Rotweinproduzenten des Landes und führt einen der Leitbetriebe der Region Carnuntum. Vielfach ausgezeichnet, zuletzt etwa als "Falstaff-Winzer des Jahres 2018", belegt er im Falstaff Rotweinguide 2021 Platz 1, und sein Bärnreiser zählt längst zu den österreichischen Rotweinklassikern.

Der Winzer blieb trotz des Erfolges "geerdet", und nennt seine Weine nicht ohne Understatement "ehrlich, bodenständig, zeitlos und unverwechselbar".

Das von Philipp und seiner Frau Angelika bewirtschaftete Familienweingut ist behutsam gewachsen (ca. 30 ha Eigenfläche) und immer noch gut überschaubar.

2004, in einer Zeit, als in Österreich die "Architektenweinkeller" in die Höhe bzw. in den Boden wuchsen, baute die Familie ganz unaufgeregt, mit Augenmaß und gutem Gespür für vernünftige Größenverhältnisse einen angemessenen, neuen und funktionellen Keller.

Nach wie vor gelten – wohl dem Naturell des Winzers entsprechend – klare Linien beim Weinmachen, übersichtliches Sortiment und puristischer Auftritt nach außen, erkennbar an den Etiketten.

Eine Exportquote von rund 40 % bestätigt das internationale Interesse an den Weinen.

Einfachheit ist das Resultat der Reife

Insgesamt scheint auf Philipp Grassl zuzutreffen, was Friedrich Schiller einmal sagte: „Einfachheit ist das Resultat der Reife.“ Das zeigt sich auch und vor allem an den Weinen. Der Weinstil hat sich in den all den Jahren weiterentwickelt, verfeinert und ausdifferenziert, ist präziser, "schlanker", eleganter und tiefgründiger geworden, dennoch sehr zugänglich geblieben. Die Rotweine sind kraftvoll und fruchtig, aber nicht üppig.

Dazu mag auch beigetragen haben, dass der Winzer seit 2015 nach biologischen Richtlinien arbeitet (aber aber kein großes Thema daraus macht).

Der Schwerpunkt des Weinguts – rund 80 % – liegt auf den einheimischen Rotweinsorten Zweigelt, Sankt Laurent und Blaufränkisch, die entweder reinsortig ausgebaut oder mit französischen Sorten wie Cabernet Sauvignon oder Merlot zu Cuvées verschnitten werden.

Daneben produziert Grassl kleine Mengen an Pinot Noir und Syrah in beachtlicher Qualität.

Der Rest der Produktion entfällt auf die Sorten Welschriesling, Grüner Veltliner, Chardonnay und Sauvignon Blanc.

Die Bandbreite des Sortiments reicht von vielschichtigen, dichten Weinen wie der mächtigen Cuvée Ried Bärnreiser aus Zweigelt/Blaufränkisch/Merlot/Cabernet Sauvignon und dem Lagen-Chardonnay Ried Rothenberg bis zu anspruchsvollen Easy Drinking-Weinen wie Rubin Carnuntum, Zweigelt Classic oder Sauvignon Blanc.

Im Keller arbeitet Grassl zurückhaltend und schonend. Weißweine und einfachere Rotweine gären und reifen in Edelstahltanks oder großen Holzfässern. Top-Weine werden in offenen Holzgärständern oder 500-l-Tonneaux mit natürlichen Hefen spontanvergoren. Die Reife erfolgt in kleinen Holzfässern bzw. 500-l-Tonneaux.

Topweine von Philipp Grassl bei Wagner

• Ried Rothenberg

Chardonnay aus der Ried Rothenberg, komplexe Nase nach reifen gelben Früchten, Akazienblüten und weißem Pfirsich, Noten von exotischen Früchten (Ananas ...), feingliedrig, geschmeidig am Gaumen, salzige Mineralität im Abgang, mind. 10 Jahre lagerfähig. 

• Ried Bärnreiser

Premium-Cuvée aus Zweigelt, Blaufränkisch, Merlot und Cabernet Sauvignon, bis zu 50 Jahre alte Reben in der Ried Bärnreiser.

Duft nach dunklen, reifen Waldbeeren und schwarzen Ribiseln, brombeerige Kräuterwürze, fester Körper mit Druck, Struktur und straffen, griffigen Tanninen, Hauch von Bitterschokolade, großes Potenzial (mind. 10 Jahre lagerfähig).

• Ried Schüttenberg

Zweigelt aus der Ried Schüttenberg. Wahrscheinlich das Beste, was man aus Österreichs häufigster Rotweinsorte machen kann! Tiefdunkles Rubingranat, feinwürzig unterlegte, kühle Zwetschken- und Kirschenfrucht, tabakige Nuancen, stoffige, präsente Tannine im Abgang, Anklänge von Bitterschokolade, mind. 10 Jahre lagerfähig.

• St. Laurent Alte Reben

Sehr hochwertige, potenziell großartige, aber anspruchsvolle Burgunder-Sorte, in Österreich sehr selten (nur 1,4 % der gesamten Weinbaufläche). Die Trauben für den St. Laurent Alte Reben kommen aus der Lage Bärnreiser, von mehr als 50 Jahre alten Stöcken.

Feiner Duft nach schwarzen Holunderbeeren und dunklen Kirschen, zarte florale Anklänge (Veilchen), tabakige und dunkelbeerig unterlegte, kühle Frucht, saftig und elegant, feinkörnige Tannine, burgundisch strukturiert, mind. 10 Jahre lagerfähig.

• Reserve

Dieser schlicht als "Reserve" bezeichnete, aber ganz und gar nicht schlichte Wein aus Merlot, Blaufränkisch und ein wenig Zweigelt wird nur in sehr guten Jahren und in kleinen Mengen produziert. Er stellt die Essenz der erstklassigen Ried Bärnreiser dar, wird aus rund 50 Jahre alten Reben aufwendig produziert und reift etwa 28 Monate.

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, in der Nase feine Edelholzwürze, Nougat, balsamische Nuancen, dunkle Beeren, reife Herzkirschen, Orangenzesten, sehr facettenreich, komplex, saftiges Waldbeerkonfit, reife Zwetschken, präsente Tannine, mineralisch, lange anhaltend, extraktsüßer Nachhall. Kann (muss aber nicht) 20 Jahre lagern.