Weine aus dem 19. Jahrhundert

Giorgio Clai aus Istrien

Weine aus dem 19. Jahrhundert

Giorgio Clai aus Istrien ist einer der international führenden Orange Wine-Produzenten.

Er erzeugt Weiß- und Rotweine nach Methoden, die bis in die 1950er-Jahre hinein Standard waren. Jetzt erlebt diese naturnahe Art der Weinbereitung eine Renaissance. Clais Weine sind komplex, tiefgründig, international anerkannt und bei Kennern und Liebhabern dieses Stils sehr gefragt.

Giorgio Clai – ein Kroate mit italienischen Wurzeln – ist ein warmherziger Mensch, freundlich, offen, unkompliziert, spricht neben Italienisch und Kroatisch auch gebrochen Deutsch, lacht oft und gern.

Er steht in seinem Weingarten Sveti Jakov in der Nähe der istrischen Stadt Buje und sagt: „Als Gott diesen Platz schuf, wollte er, dass hier eines Tages ein Weingarten entsteht.“ Der „Heilige Jakob“ ist ein Grand Cru mit etwa 50 Jahre alten Malvazija-Reben, in Sichtweite der Adria: „Das hier ist ein Paradies. Und im Paradies gibt’s keine Chemie“, sagt Clai und weist damit auf die natürliche Produktionsweise seiner Weine hin.

Vor 25 Jahren hielten ihn alle für verrückt, als er begann, Weine zu machen wie die Großväter. Heute beherrscht kaum einer diese Machart so gut wie Clai, der Pionier und ungekrönte König der Orange Wine-Bewegung in Istrien. Seine Weine sind komplex, tiefgründig, international anerkannt und gefragt. Der Malvazija Sv. Jakov gilt als Archetyp dieser Art von Weinen.

Das kommt alles aus den Schalen

Orange Wines sind Weißweine, die während der Gärung wochen- bis monatelangen Kontakt mit den Traubenschalen haben (Maischegärung), daher eine mehr oder weniger kräftige orange Farbe bekommen und durch die lange Mazerationszeit ein für Weißweine ungewöhnliches Aromenspektrum, reichlich Tannine, eine kräftige Struktur, enorme Mineralität und lange Lagerfähigkeit entwickeln. „Das kommt alles aus den Traubenschalen“, so Giorgio Clai.

Orange Wine: Was sich neu und trendy anhört, ist im Prinzip eine uralte, traditionelle Methode, Weißweine so zu produzieren wie Rotweine, also mit langem Maischekontakt. Eine Methode, die früher Standard war im slowenisch-italienisch-kroatischen Raum. Clai: „Das haben unsere Väter und Großväter so gemacht, bis in den 1950er-Jahren Industrialisierung, Standardisierung und Chemie im Weinbau Einzug gehalten haben.“ Seit damals habe man mindestens zwei Generationen an Winzern verloren, die sich mit dieser Methode beschäftigen.

Back to the roots

Clai ist ein Spätberufener: Er hatte 20 Jahre lang ein Restaurant in Triest geführt und war nebenbei Hobbywinzer, bevor er in sein Heimatdorf Brajki bei Buje zurückkehrte und sich ab 2002 professionell dem Wein widmete. Er bewirtschaftet heute etwa 10 ha Weingärten, die auf rund 200 m Seehöhe und damit relativ hoch über dem Meer liegen, und von kühlenden Winden profitieren.

Der Winzer arbeitet zertifiziert biodynamisch und nach den Mondphasen, betreibt einen kleinen, unspektakulären Arbeitskeller, vergärt Rot- und Weißweine spontan mit natürlichen Hefen in großen Holzbottichen, lässt langen Kontakt mit den Schalen zu.

Seine hellgelben bis orangefarbenen Weißweine und seine nicht weniger bemerkenswerten Roten bleiben bis auf ein Minimum vor der Abfüllung ungeschwefelt. Sie lagern zwei bis drei Jahre in alten Barriques bzw. großen Holzfässern, werden weder geklärt noch gefiltert.

Der italienische Kroate Clai vertraut auf autochthone Rebsorten, die an die kargen, kalk- und mineralreichen Böden Istriens angepasst sind und sich für eine natürliche Weinbereitung gut eignen: Malvazija (Malvasia), Refošk (Refosco), Friulano (früher Tokai friulano), Ribolla Gialla, Pinot Grigio.

... wie im 19. Jahrhundert

Die Weine von Giorgio Clai entwickeln sich in der Flasche und im Glas enorm weiter, sollen bei 15° aus großen Gläsern getrunken werden. Sie sind perfekt für Kenner und Liebhaber dieses Naturweinstils, nicht unbedingt jedermanns Geschmack. So etwa kam Giorgio Clais „Ottocento“ (ital.: das 19. Jhdt.) zu seinem Namen, weil der offenbar an glatt geschliffene Mainstream-Weine gewöhnte Bruder des Winzers beim ersten Schluck das Gesicht verzog und fragte: „Warum bloß machst du Weine wie im 19. Jahrhundert?“ – Die Skepsis des Bruders ist inzwischen zu einem Kompliment geworden.

Die Weine von Giorgio Clai bei Wagner

Baracija Malvazija & Baracija Refošk: Preisgünstiger weißer bzw. roter Einstiegswein in die Stilistik von Clai, Trauben von jüngeren Reben der Lage Stancija Baracija, Maischegärung, 2 Jahre Reifung in großen Eichenfässern (1.000 bis 2.500 l).

Ottocento Crni: Cuvée aus Merlot und Refošk

Ottocento Bijeli: Cuvée aus Malvazija, Sauvignon Blanc, Pinot Grigio

Malvazija Sv. Jakov: aus den Trauben 50 Jahre alter Reben, nur in sehr guten Jahren produziert

Diese drei Topweine von Giorgio Clai haben mindestens ein Monat Maischekontakt im großen Holzfass, nach dem Abpressen reifen sie mindestens 2 Jahre in großen Eichenfässern (1.000 bis 2.500 l).

Pjenusac Brut Natur: ein ebenso seltener wie außergewöhnlicher Schaumwein aus Malvazija, Chardonnay und Plavina, hergestellt nach der Méthode traditionnelle (klassische Flaschengärung); 2 Jahre in der Flasche auf eigener Hefe gelagert, leicht, duftig, beschwinglich, sehr trocken.

Die alte istrische Sorte Plavina ist für die Herstellung von Schaumweinen hervorragend geeignet: Sie enthält relativ wenig Zucker, aber reichlich Säure.