WACHAUER FREIGEIST

PICHLER-KRUTZLER

Wachauer Freigeist

Außergewöhnliche Weine mit feiner Mineralik, nicht überladen, aufs Wesentliche reduziert, pur, strahlend, spielerisch, dennoch konzentriert: Auf dem Weingut Pichler-Krutzler in der Wachau läuft einiges anders als „ortsüblich“.

Manche Menschen passen in keine Schublade, erfüllen keine Erwartungshaltung, sind facettenreich, überraschend anders und eigen. Erich Krutzler ist ein solcher Mensch: offener Blick, offener Sinn, offenes Herz – ein Freigeist.

Bei aller familiären und geographischen Bindung zur Wachau – er ist mit F. X. Pichlers Tochter Elisabeth verheiratet, das Paar wohnt in Oberloiben – hat sich der aus dem Südburgenland stammende Krutzler eine augenzwinkernde Distanz zu seiner zweiten Heimat bewahrt.

Er bezeichnet sich nach all den Jahren in der Wachau selbstironisch noch immer als „zuagroasda (zugereister) Südburgenländer in der Wachau.“ Für ein solches Understatement braucht man Mut und Selbstbewusstsein. Krutzler genießt seinen Status und nutzt ihn für mancherlei Freiheiten, auch in Bezug auf das Weinmachen.

Deutsch Schützen, Slowenien, Wachau

Erich Krutzler war in den 1990er-Jahren auf dem Weingut seiner Familie in Deutsch Schützen wesentlich daran beteiligt, Blaufränkisch in einer bis dahin ungekannten Qualität zu produzieren und mit dem „Perwolff“ einen Markenwein zu kreieren. Später folgten Weißweinprojekte in Slowenien.

Seit mehr als zehn Jahren produziert er nun gemeinsam mit Elisabeth in der Wachau international anerkannte und gefragte Weine. „Die Wachau ist unbestritten eines der besten Weißwein-Terroirs der Welt. Das hat mich sehr stark angezogen“, so Krutzler.

Das gemeinsam mit Elisabeth aufgebaute Weingut hat kein offizielles Gründungsjahr, das man in alte Holzfässer schnitzen oder in Lösskellerwände ritzen könnte. Es begann langsam, schrittweise, ganz klein, mit Traubenzukäufen. Während in Oberloiben das neue Projekt aufgebaut wurde, war Erich noch Direktor eines slowenischen Weinguts.

Eigener Stil abseits des Mainstreams

Das Ehepaar entwickelte eine eigene Weinbauphilosophie und einen eigenen Stil abseits des Wachauer Mainstreams. Versuch einer Annäherung: frisch, klar, kühl, schlank, stahlig, enorm mineralisch, geradlinig, pur, ungeschminkt und ganz bewusst so botrytis-frei wie nur irgend möglich.

„Unser heutiger Weinstil hat sich langsam entwickelt, war nicht auf dem Reißbrett geplant“, so Krutzler, der kein gelernter Weinbauer ist, aber eine Ausbildung in Bio-Chemie hat.

Pichler-Krutzler lesen früher als die meisten Wachauer: „Das Wer-später-erntet-hat-gewonnen-Spiel interessiert uns nicht.“ Die Trauben sind nicht überreif, die Weine nicht üppig, haben einen guten Trinkfluss: „Wein ist ja ein Genussmittel.“

Hausverstand & Gefühl

Es gibt keine Krutzler’sche Doktrin des Weinmachens: Je nach Weinbergslage, Jahrgang und Sorte wird entschieden, wie die Trauben zu behandeln sind. Der Winzer arbeitet teilweise mit Spontanvergärung, teilweise mit Reinzuchthefen, baut biologische Elemente in die Arbeit ein, etwa schonende Bodenbearbeitung und natürliche Pflanzenschutzmittel.

Im Keller wird nichts getrimmt, es gibt keine Computersteuerung der Tanks. Pichler-Krutzler lassen den Weinen viel Freiheit beim Werden, arbeiten mit Hausverstand und Gefühl. „Die Kunst besteht auch im Weglassen, im bewussten Nichttun von Dingen“, so Erich Krutzler. All das gibt den Weinen ihren unverwechselbaren Charakter.

Das Winzerpaar verarbeitet die Trauben von rund 13 ha. „Wir wollen auch nicht größer werden. Ich habe einen emotionalen Zugang zum Wein, will jede Flasche zumindest einmal selbst in der Hand gehabt haben und für jede Flasche unterschreiben können.“ Da blitzt er wieder auf in Erich Krutzlers Augen: der Freigeist.