Der neue Welschriesling

Die unbekannten Seiten einer bekannten Sorte

Der neue Welschriesling

Die unbekannten Seiten einer bekannten Sorte. Immer mehr heimische Winzer zeigen, wie spannend und individuell der vermeintlich "einfache Sommerwein" Welschriesling interpretiert werden kann.

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Typischer Sommerwein, leicht, geschmacklich eher neutral, dank der knackigen Säure erfrischend, zartfruchtige Aromen von Äpfeln, Zitrus, Stachelbeere: Mit solchen Eigenschaften wird Welschriesling – nach dem Grünen Veltliner die zweithäufigste weiße Rebsorte in Österreich – von den meisten Weintrinkern verbunden.

Doch seit einigen Jahren zeigen immer mehr innovationsfreudige bzw. traditions- und naturbewusste Winzer, dass Welschriesling viel mehr sein kann als ein leichter Sommerwein. Ihre neuen Interpretationen dieser alten Sorte bieten unerwartete Eigenschaften wie würzig, komplex, langlebig, gehaltvoll, hochqualitativ, sind aus alten Reben oder maischevergoren, im großen Holz gereift, haben Terroir- und Lagencharakter, zeigen ihre Herkunft.

Mit solchen Welschrieslingen im Mund kann man den Eindruck gewinnen: Die Sorte wurde bisher häufig unter ihrem Wert geschlagen.

Achtung, vor Genuss schütteln!

„Für mich ist Welschriesling eine spannende, autochthone Sorte, die bei uns auf dem Weingut eben anders interpretiert wird, und die ihre Herkunft von den Kalkböden des Leithabergs gut transportiert“, sagt Gernot Heinrich aus Gols am Neusiedlersee. Das liest sich dann in Bezug auf seinen unorthodoxen Welschriesling „Freyheit“, der diesen programmatischen Zusatz nicht umsonst trägt, so: „Tabula Rasa. Reinen Tisch machen für die Auffrischung einer alten Bekanntschaft. Unter Auflösung traditioneller Motive zeichnet dieser Wein ein neues strahlendes Bild der sehr traditionellen Rebsorte ab. Dank feingliedriger Gerbstoffe und Hefetrub entfernt er sich in puncto seiner Erscheinung von der vermeintlichen Klassik.“ Und da der „Freyheit“ unfiltriert abgefüllt wird, folgt der ironische Hinweis „Achtung, vor Genuss schütteln!“

Auch der Welschriesling der ebenfalls in Gols ansässigen Rennersistas geht in Richtung Orange Wine: ein bisschen wild in der Nase und leicht exotisch, frisch, Zitrus, Apfel, Quitte,  erfrischende Säure, schöne Mineralität.

Ganz anders hingegen die Stilistik des Welschrieslings von Christoph Wachter aus Deutsch-Schützen im Südburgenland. Er produziert auf Lehm- und Schieferböden den reifen, vollen "Olaszrizling": spontan vergoren im Stahltank, 12-monatiger Ausbau im großen Holzfass, ungeschminkt und unfiltriert abgefüllt.

Eine typische Sorte der Monarchie

Nicht weit von Deutsch-Schützen entfernt, in Rechnitz, trifft man Thomas Straka: „Neben Blaufränkisch ist der Welschriesling die typische Rebsorte der alten österreichischen Monarchie. Es gibt ihn in Norditalien, Ungarn, Slowenien, Kroatien, in Süd- und Ostösterreich.“

Im „Prantner“ – Strakas bester Lage – „... stehen über 80 Jahre alte, wurzelechte Reben auf Schieferböden, die die Mineralität des Weines begünstigen. So alte Welschriesling-Anlagen sind heute eine Seltenheit in Österreich.“ Der Prantner zeigt jedenfalls, was alte Rebstöcke, der Boden und die Rebsorte können, wenn man deren Potenzial zu nützen versteht.

Lagencharakter kommt gut heraus

Auch Leitbetriebe der Südsteiermark wie Sattler und Tement widmen sich dem Welschriesling auf "höherem Niveau": So produziert Willi Sattler aus 15 bis 35 Jahr alten Reben einen feinwürzigen, apfelschaligen, weingartenpfirsichiges Exemplar. Und das Weingut Manfred Tement präsentiert einen ausdrucksstarken, eleganten Welschriesling aus der Riede Ottenberg Veitlhansl: spontanvergoren, 20 Monate auf der Feinhefe im 500-Liter-Fass ausgebaut und unfiltriert auf die Flasche gezogen.