Kröte mit Krone

Montesecondo

Kröte mit Krone

Silvio Messana zeigt mit seinem Weingut Montesecondo, wie Toskanaweine abseits des Mainstreams schmecken: pur, elegant, schlank, frisch, natürlich, keine Opulenz. Neu im Weinshop: der aktuelle Chianti Classico-Jahrgang 2019 und der Einstiegswein Montesecondo 2020. 

Er fragt nicht: „Welche Art von Wein wollen die Kunden haben?“ Sondern: „Welche Art von Wein will mir der Boden geben?“ Nach diesem Prinzip arbeitet Silvio Messana im Weingarten und Keller mit natürlichen Methoden unermüdlich daran, dass sich die jeweilige Rebsorte so klar und deutlich wie möglich zum Ausdruck bringen kann. 

Der Winzer produziert auf seinem kleinen toskanischen Weingut Montesecondo sehr authentische, teilweise in der Amphore gereifte Weine, welche – auch dank der Biodynamik – urtypische Toskana-Sorten wie Sangiovese und Trebbiano so widerspiegeln, wie es von der Natur wohl gemeint ist. Ergebnis sind heutzutage untypische Toskana-Weine mit Charakter, Ecken und Kanten! 

Abseits des Toskana-Mainstreams

Mitte der 1990er-Jahre kehrte Messana samt Familie aus New York in seine toskanische Heimat zurück und übernahm nach dem Tod seiner Mutter das Familienweingut in der Nähe von Florenz. Ab 2003 stellte er auf Biodynamik um. 

Messanas Rebstöcke werden nicht am „modernen“ Drahtrahmen gezogen, sondern stehen – wie früher allgemein üblich – nach dem Alberello-System als Einzelbäumchen im Weingarten. 

Er pflegt eine sehr traditionelle Art des Weinmachens, was frische, elegante, aber nicht geschliffene Weine mit hintergründigem Charme, viel Identität und Herkunftscharakter hervorbringt. Sie sind nicht vergleichbar mit herkömmlichen Mainstream-Weinen aus der Toskana. 

Sangiovese pur

Musterbeispiel für die Philosophie Messanas ist sein Chianti Classico: unangekränkelt von modernen stilistischen Strömungen, besteht der Wein aus den toskana-typischen Sorten Sangiovese, Canaiolo und Colorino. Der Winzer verzichtet auf die sonst beliebte Beimischung von internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon oder Merlot. Die Trauben stammen vorwiegend von alten Weinstöcken, der Wein reift teils in großen Holzfässern, teils in Betontanks. 

Vom aus jüngeren Reben produzierten und im Betontank gereiften, preisgünstigen Einstiegswein Montesecondo, einem puren Sangiovese, sagt Messana, er sei der reinste Ausdruck dieser Rebsorte auf dem von Kalk, Ton, Mergel und Sand geprägten Boden seines Weingutes. 

Auch den Ghazii, einen natürlichen Schaumwein der Kategorie "Pét Nat", produziert Messana aus Sangiovese. 

TÏN aus der Amphore

TÏN ist arabisch und bedeutet "Ton", eine Anspielung an die Amphoren, in denen Silvio Messana seine beiden TÏN-Weine bereitet. Die Amphoren werden in Impruneta gefertigt, nur rund 10 km vom Weingut Montesecondo entfernt: ein "Heimspiel". 

Der TÏN Rosso ist aus Sangiovese-Trauben, der TÏN Bianco – einziger Weißwein Montesecondos – aus der ebenfalls regionaltypischen Sorte Trebbiano. Er gilt als einer der bedeutendsten Weißweine der Toskana. Die Trauben kommen von alten Reben. 

Diese beiden Amphoren-Weine gären mitsamt den Stängeln in den Amphoren und liegen rund 10 Monate lang auf der Maische. Sie haben den stärksten, unmittelbarsten Naturbezug aller Montesecondo-Weine, fordern aber auch etwas mehr Zeit und Bereitschaft, sich ihnen so zu widmen, wie sie es verdienen und wie man selbst dabei das größte Trinkvergnügen hat. 

Il Rospo – die Kröte

Ein ganz eigenständiger Wein ist Il Rospo. Von der Rebsorte her zwar untypisch für den Toskana-Puristen Messana, von der Machart und vom Charakter her aber doch wieder typisch. Der Rospo wird reinsortig aus Cabernet Sauvignon-Trauben produziert, mit denen Messana ursprünglich den Chianti bereichern wollte. Er ließ den Plan dann aber fallen, weil seine Ideal-Vorstellung von Chianti nicht durch "toskana-fremde" Sorten beeinflusst werden sollte. Aber er wollte die Cabernet-Stöcke auch nicht ausreißen. Mit dem Il Rospo (ital: die Kröte, Anspielung an das Logo des Weinguts) hat die Sorte nun eine neue Bestimmung gefunden: eine gute Entscheidung, denn dieser reinsortige Cabernet – in Italien sehr selten – zeigt sich besonders elegant und herkunftsbetont. Eine interessante Erfahrung! 

Dass Silvio Messana als Logo für sein Weingut kein – in der Toskana beliebtes – Familienwappen mit Schwertern, Löwen und dem ganzen martialen Krempel gewählt hat, sondern eben eine Kröte, noch dazu eine mit Krone, zeigt einerseits seine Naturverbundenheit, andererseits wohl auch seinen Sinn für Ironie.